„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Giftige Gedanken 4: Veränderung spüren

16.09.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Wir können unsere Lebensumstände nicht kontrollieren, aber wir allein entscheiden darüber, wie wir darauf reagieren wollen. Jede Reaktion beginnt mit einem Gedanken. Entscheiden Sie, mit welchem Gedanken!

Wenn Sie dieser Reihe gefolgt sind und diese Technik ausprobiert haben, dann haben Sie in den letzten Wochen viel gearbeitet. Sie haben giftige Gedanken beobachtet und eingefangen, sie analysiert und zerlegt und sich entschieden, wie Sie in Zukunft über sich denken wollen. Letzte Woche haben Sie angefangen, die neuen Gedanken zu üben und in ihrer Gedankenwelt zu verankern. Herzlichen Glückwunsch!

Das Ziel ihrer Arbeit mit jetzt gesunden Gedanken ist, sie zu glauben.

Denn erst, wenn wir den neuen, gesunden Gedanken auch glauben, bringt er in unserem Leben echte Veränderung. Dafür braucht es harte Arbeit. Zur Erinnerung: Täglich mit dem neuen, gesunden Gedanken üben. Beweise, sprich positive Erinnerungen für die Wahrheit des neuen Gedanken sammeln. Sich vorstellen, wie es sein wird, wenn der neue Gedanke selbstverständlich geworden ist. Wie wir uns verhalten werden, wenn wir den neuen Gedanken für wahr halten. Lieder hören und mitsingen, die einem helfen, den neuen Gedanken zu wiederholen. Sich vorstellen, wie sich das Leben anfühlen wird, wenn die Veränderung eingetreten ist, wenn wir den neuen Gedanken tatsächlich glauben.

Sie dürfen sich selbst davon überzeugen, dass der neue Gedanke wahr ist! Sie entscheiden, wie Sie über sich und die Welt denken wollen! Das ist anstrengend und die meisten Leute geben nach 3-4 Tagen auf, deswegen mit Begleitung, deswegen in der Gruppe. Zum einen kann uns jemand Außenstehendes helfen zu sehen, wo der neue Gedanke schon wahr geworden ist, zum anderen können Freunde oder eine Therapeutin uns anfeuern durchzuhalten oder weiterzumachen, auch wenn es im Außen nicht nach Veränderung aussieht oder sich das Gefühl von Wahrheit noch nicht einstellen will.

Und zum Abschluss noch ein Lied, dass mich immer wieder sehr berührt hat. Die Version ist mit englischem Text hinterlegt.

Hier eine Übersetzung, wie ich es verstehe:

Wenn Du in Dein Herz schaust, dann gibt es da einen Helden. Du brauchst keine Angst davor zu haben, wer Du bist. Wenn Du in deine Seele schaust, gibt es dort eine Antwort, und deine Sorgen werden schmelzen.

Chorus/Refrain: Und dann kommt ein Held vorbei, der die Kraft hat weiter zu machen, und Du verwirfst Deine Ängste weil Du weißt, dass Du überleben kannst. Wenn Du also das Gefühl hast, alle Hoffnung ist dahin, dann schau in Dich hinein. Dann siehst Du schließlich die Wahrheit, dass Du der Held bist.

Es ist schwer, wenn man der Welt allein begegnen muss und niemand Dir eine Hand reicht, an der Du Dich festhalten kannst. Aber Du wirst Liebe finden, wenn Du in Dir selber danach suchst und dann wird die Leere, die Du gefühlt hast, verschwinden.

Gott weiß, wie schwer es ist, Deinen Träumen zu folgen. Aber lass nicht zu, dass irgendjemand sie zerstört. Halte durch. Morgen ist ein neuer Tag. Und mit der Zeit wirst Du einen Weg finden.

Also bleiben Sie dran! Viel Erfolg mit Ihren gesunden Gedanken!

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Giftige Gedanken 3: Üben, üben, üben

09.09.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Wir können unsere Lebensumstände nicht kontrollieren, aber wir allein entscheiden darüber, wie wir darauf reagieren wollen. Jede Reaktion beginnt mit einem Gedanken. Entscheiden Sie, mit welchem!

 

In der letzten Woche haben Sie sich mit ihren negativen, sprich giftigen Gedanken beschäftigt, sie analysiert, hinterfragt und sich entschieden, wie Sie ab jetzt über sich denken wollen. Herzlichen Glückwunsch!

Ab jetzt geht es darum, diese neuen, gesunden Gedanken so tief im Gehirn zu verankern, dass sie automatisch, das heißt auch unbewusst ablaufen und wirken.

Dafür benötigt man feste physische Verbindungen zwischen den Nervenzellen, die für die gesunden Gedanken verantwortlich sind. Feste Verbindungen auf der Ebene von Nervenzellen bilden sich dann, wenn genau diese Zellen viel benutzt werden. So wie auch ein Muskel sich auf und abbaut, je nachdem ob wir ihn benutzen oder nicht. Nervenzellen viel benutzen bedeutet viele gedankliche Wiederholungen und gleichzeitig eine Vernetzung mit anderen Nervenzellen. Je mehr Vernetzung, desto besser. Einen Gedanken zu vernetzen bedeutet, eine Verbindung des gesunden Gedankens mit entsprechenden „Beweisen“/Erinnerungen für dessen Wahrheit herzustellen.

Als Sie noch dachten, sie wären wertlos, war jede Kritik an ihrem Verhalten, der cholerische Ausbruch ihres Chefs, der schräge Blick ihrer Kollegin, der fehlende Rückruf eines Bekannten ein Beweis dafür, dass Sie tatsächlich wertlos sind. Selbst das kleine Missgeschick, sich beim Kochen in den Finger zu schneiden, war ein Beweis für die Wahrheit dieser Lüge (Lüge = Ich bin wertlos).
Das Tragische ist, dass wir als Menschen mit unserem Gehirn, lieber Informationen suchen, die unsere bisherigen Gedanken, Werthaltungen und Erfahrungen unterstützen als die Anstrengung auf uns zu nehmen, eine bewusste Entscheidung zu treffen und dann bewusst nach Informationen für die Wahrheit der neuen Information zu suchen. Dieses Phänomen nennt sich die selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn Sie jetzt entschieden haben, dass Sie in Zukunft über sich denken wollen „Ich bin wertvoll“, dann suchen Sie ab heute alle Informationen dafür, dass diese Aussage stimmt. Das Lächeln der Bäckersfrau zeigt Ihnen, dass Sie sie sympathisch findet, das Dankeschön-Mail einer Kollegin zeigt Ihnen, dass Sie ihre Arbeit schätzt. Sie können bemerken, wie viele gute Dinge Sie für andere tun, was ebenfalls ein Beweis dafür ist, dass Sie wertvoll sind. Vielleicht gewinnen Sie sogar einen Minibetrag in einer Lotterie und können sich darüber freuen und denken, dass Sie es verdient haben. Achten Sie genau darauf, wo Ihnen ihre Umgebung zeigt, dass Sie wertvoll sind!

Gleichzeitig wiederholen Sie täglich ihren neuen, gesunden Gedanken. Wann immer ich mit einem neuen gesunden Gedanken arbeite – und man kann immer an etwas arbeiten – hänge ich mir den Gedanken neben mein Bett, damit ich ihn morgens beim Aufwachen und abends beim Schlafengehen sehe und noch eine Weile darüber nachdenken kann. Mein Bildschirmschoner zeigt mir den Satz jedes Mal, wenn ich eine kleine Pause mache. Oder ich suche mir Lieder, die mich an meinen neuen Gedanken erinnern und höre die im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie sich selbst dabei unterstützten können, den neuen Gedanken zu üben. Seien Sie kreativ. Dann macht es auch noch Spaß!

Doch Achtung: Je tiefer der negative Gedanke in uns verwurzelt war, desto mehr tägliche, bewusste Entscheidungen, ihn ändern zu wollen, sind notwendig. Desto größer ist der innere Widerstand gegen die Veränderung. Also nicht gleich aufgeben. Die ersten Tage sind die schwersten. Nach einer durchgehaltenen Woche wird es leichter werden.

Dr. Leaf behauptet in ihrem Buch, auf dem diese Text-Reihe beruht (LINK folgt unten), dass es 21 Tage braucht, um EINEN giftigen Gedanken aufzulösen. Also die Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn, die zu diesem Gedanken gehören, abzubauen, und einen gesunden Gedanken aufzubauen, sprich neue Nervenverbindungen zu schaffen. Damit der gesunde Gedanke auch unbewusst stabil weiter wirkt, benötigt man weitere 42 Tage konsequentes Training. Schlussendlich manifestiert hat sich ein positiver Gedanke nach Dr. Leaf also erst nach 63 Tagen.

Packen Sie es an!

Und Üben, üben, üben!

Weiter zu Giftige Gedanken 4.

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Giftige Gedanken 2: Prüfen und entscheiden

26.08.2013 Veröffentlicht von Strategien 1 Kommentare

Wir können unsere Lebensumstände nicht kontrollieren, aber wir allein entscheiden darüber, wie wir darauf reagieren wollen. Jede Reaktion beginnt mit einem Gedanken. Entscheiden Sie, mit welchem!

Vor zwei Wochen haben Sie angefangen, ihre Gedanken und Gefühle zu beobachten. Diese Woche werden Sie sich diese Gedanken und Informationen genauer anschauen.

Schauen Sie sich ihre Aufzeichnungen an. Wo können Sie giftige, also negative Gedanken über sich selbst entdecken? Kann es sein, dass sie über sich selbst denken, zu dick zu sein? Oder zu dünn? Vielleicht glauben Sie, dass es niemanden gibt, der Sie liebt? Oder Sie denken, Sie wären wertlos? Minderwertig? Hätten es verdient, dass Ihnen ständig die Partner weglaufen? Hätten es verdient, dass schlechte Dinge in Ihrem Leben geschehen? Vielleicht entdecken Sie den Gedanken, den anderen zu brauchen, um sich gut zu fühlen? Oder dass es für Ihr Wohlbefinden wichtig ist, gebraucht zu werden oder sich unersetzlich zu fühlen?

Welche giftigen Gedanken entdecken Sie bei sich? Wäre schön, wenn der eine oder andere einen Kommentar mit weiteren Beispielen hinterlassen könnte, um anderen Mut zu machen, ebenfalls genau hinzuschauen. Es gibt so unendlich viele giftige Gedanken.

In dieser Woche sind Sie dazu eingeladen, ihre giftigen Gedanken zu hinterfragen:

  • Was spricht dafür, dass der Gedanke wahr ist?
  • Welche Erfahrungen unterstützen den Gedanken?
  • Wissen Sie, wie Sie auf die Idee kamen, so über sich zu denken?
  • Welche Erfahrungen und Gedanken sprechen dafür, dass dieser Gedanke eine Lüge ist?
  • Wie fühlt es sich an, schlecht über sich zu denken?
  • Wie könnte es sich anfühlen, wenn Sie besser über sich denken würden?
  • Können Sie bei anderen beobachten, wie es ist, auf gesunde Art positiv über sich zu denken?

Wahrscheinlich wurden ihre negativen Gedanken irgendwann einmal in ihr Leben gesprochen oder Sie haben sie als Wahrheit angenommen, weil Ihnen keine bessere Erklärung für das Verhalten von anderen Ihnen gegenüber eingefallen ist.

Und hier beginnt die Veränderung!

Entscheiden Sie: Wollen Sie wirklich schlecht über sich selbst denken?

Wenn nicht, dann schreiben Sie alles auf. Dadurch kommen unsere Gedanken von dem bloßen unsichtbaren ungreifbaren Prozess in unserem Gehirn über unsere Hände nach außen, wo wir sie nochmal lesen und erneut darüber nachdenken, vielleicht sogar neu ordnen können. Schreibend die eigenen Gedanken auf Papier bannen, zur besseren Analyse. Schreibend sich Argumente für und gegen giftige Gedanken auflisten. Schreibend Erklärungen finden und sich selbst und die eigene Gedankenwelt besser verstehen. Schreiben hilft uns diese Gedanken und der Ursprünge besser zu reflektieren. Schreiben bringt Klarheit. Reden Sie mit jemandem über ihre Erkenntnisse und Entscheidungen.

Sie entscheiden, wie Sie über sich selbst denken wollen!
Wie wollen Sie über sich denken?

  • Ich liebe und akzeptiere mich (bedingungslos) so wie ich bin!
  • Ich bin wertvoll!
  • Ich habe meinen Platz im Leben!
  • Das Leben ist leicht!
  • Es gibt immer eine Lösung!
  • Schlechte Zeiten hören immer wieder auf!
  • Nach schlechten Zeiten kommen gute Zeiten!
  • Ich bin mir selbst treu!
  • Ich werde geliebt!
  • Ich bin einzigartig!
  • Es gibt Menschen, die mich mögen wie ich bin!
  • Meine Figur ist gut so wie sie ist!
  • Ich bin gut so wie ich bin!
  • Ich bin kreativ!
  • Ich bin stark!
  • Ich schaff das!

Entscheiden Sie sich! Positive Gedanken sind gesunde Gedanken.

Weiter zu Giftige Gedanken 3.

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Giftige Gedanken 1: Aufspüren

20.08.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Wir können unsere Lebensumstände nicht kontrollieren, aber wir allein entscheiden darüber, wie wir darauf reagieren wollen. Jede Reaktion beginnt mit einem Gedanken. Entscheiden Sie, mit welchem!

Unsere Gedanken beeinflussen die physische, also messbare Struktur unseres Gehirns. Das bedeutet, niemand ist Sklave seiner Gene. Wir haben die Wahl, was wir denken wollen. Wir können unsere Gedanken bewusst beeinflussen und damit physische Strukturen in unserem Gehirn verändern. Das Buch, in dem diese Prozesse ausführlich und nachvollziehbar dargestellt sind, ist das Buch von Dr. Caroline Leaf (Link im Anhang).

Nach ihren Erkenntnissen kann man davon ausgehen, dass bis zu 80% unserer heutigen körperlichen, psychischen und anderen Verhaltensstörungen durch unsere Gedanken entstehen, und zwar giftige Gedanken. Negative Gedanken führen zu anderen Verbindungen im Gehirn als positive Gedanken. Vielleicht kann man es sich so vorstellen, dass jeder negative Gedanke im Gehirn eine Mikro-Entzündung verursacht. Viele kleine Entzündungen führen irgendwann dazu, dass unsere Psyche oder unser Körper sichtbar krank werden. Deswegen ist es so wichtig, darauf zu achten, was man denkt und sich darum zu kümmern, dass man gesunde Gedanken denkt anstatt giftige Gedanken.

In den nächsten vier Wochen möchte ich Sie dazu einladen, einen Prozess auszuprobieren, mit dem jeder seine Gedankenwelt, insbesondere seine giftigen Gedanken zum Positiven beeinflussen kann. Wie immer kann es sinnvoll sein, diesen Prozess mit einem Begleiter, Therapeutin oder Freunden, zu durchlaufen. Nicht weil er schwer wäre, sondern weil es eine Weile dauert und es sich in einer Gruppe oder mit Unterstützung leichter durchhält.

Teil 1: Giftige Gedanken aufspüren

Die meisten unserer Gedanken sind uns nicht ständig bewusst. Dafür wären es zu viele. Aber wir haben durch den Aufbau unseres Gehirns die Möglichkeit, uns selbst beim Denken und Fühlen zuzuschauen. Wir können Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmen. Mit jeder bewussten Wahrnehmung verändern wir unsere Gedankenwelt. Wird ein Gedanke bewusst gedacht, WIRD er unvermeidbar verändert: Entweder er wird verstärkt oder, wenn wir wollen, verändert, korrigiert und auch abgebaut.

Sich selbst zu beobachten, mag nicht für jeden gleich leicht sein, aber wir sind alle mit dieser Grundfähigkeit ausgestattet. Sie können Ihre Gedanken beispielsweise mit automatischem Schreiben sichtbar machen: Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie 5 Minuten (mit Wecker) auf, was Ihnen so durch den Kopf geht. Sie werden sehen, was da gerade alles so in Ihrem Gehirn los ist.

Vielleicht wollen Sie das erst ein paar Tage üben, wenn Sie mit dieser Art des Sich-Selbst-Beobachtens noch nicht so vertraut sind. Die beste Zeit dafür ist morgens nach dem Aufstehen. Setzen Sie sich ein paar Minuten hin und schreiben auf, was ihr Hirn hergibt.

Wenn es um die giftigen Gedanken geht, so besteht der erste Schritt, um sie los zu werden darin, die giftigen Gedanken überhaupt wahrzunehmen. Also beobachten Sie sich eine Woche selbst: Schreiben Sie ihre Gedanken und Gefühle in Situationen auf, in denen Sie starke Gefühle haben, in denen Sie sich über jemanden ärgern oder scheinbar grundlos sehr traurig sind. Starke Gefühle sind ein guter Hinweis auf giftige Gedanken, auch wenn sich nicht hinter jedem starken Gefühl ein giftiger Gedanke verbirgt.
Notieren Sie welche Reize (Gerüche, Bilder, Geräusche, Töne, Berührungen, Worte, Handlungen …) mit welchen Gedanken, Erinnerungen, starken Gefühlen, Einstellungen und Werthaltungen verbunden sind.

Weiter zu Giftige Gedanken 2.

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Leserfrage: Was ist der Unterschied zwischen giftigen Gedanken und Täterintrojekten?

24.06.2017 Veröffentlicht von Leserfragen, Strategien 4 Kommentare

Liebe Frau Rösch, ich habe viele Ihrer Artikel in diesem Blog gelesen, vor allem das Thema giftige Gedanken berührt mich sehr. Ich habe eine Frage und hoffe, dass Sie vielleicht weiterhelfen können. Ich habe eine Traumkonfrontationstherapie gemacht, jedoch nicht erfolgreich. Die Therapeutin sagte, ein zu starkes Täterintrojekt würde die Zusammenarbeit unmöglich machen. Jetzt bin ich etwas ratlos, wie wird das behandelt? Ich weiß, dass diese giftigen Gedanken sehr stark sind und kämpfe dagegen an wo ich kann. Gibt es dabei eine Möglichkeit zur Unterstützung für mich? Seit dem Abbruch der Therapie habe ich fast jeden Tag Panikattacken und weiß nicht mehr weiter.

Liebe Leserin,

könnte es sein, dass Ihre „Panikattacken“ im Grunde Flashbacks sind (–> Erinnerungsattacken/Fehlalarme des Hirns)? Dann könnte alles helfen, was bei Flashbacks hilft (–> Was hilft gegen Flasbacks, weitere Möglichkeiten).

Dringender scheint mir jedoch die Frage nach den giftigen Gedanken und dem Täterintrojekt zu sein. Dazu möchte ich zuerst versuchen zwischen giftigen Gedanken und einem Täterintrojekt zu unterscheiden.

Giftige Gedanken, sind negative Gedanken, die im Autopiloten (–> Was ist der Autopilot?) in unserem Hirn unterwegs sind und uns meist, indem sie Angst auslösen, daran hindern frei zu sein. Aber es sind nur Gedanken. Wenn man sie entdeckt hat, dann reicht als Gegenmaßnahme, den Autopiloten „neu zu programmieren“, was aus meiner Erfahrung in erster Linie durch blanke Wiederholung erreicht werden kann (–> Giftige Gedanken). Hilfreich ist es, wenn man noch subjektive Beweise für den neuen, gesunden, positiven Gedanken finden kann.

Ein Beispiel: Wenn ich denke „Ich bin wertlos“, dann ist das ein giftiger Gedanke, der mich daran hindert frei zu sein. Bei allem, was ich tue, flüstert dieser Gedanke im Hintergrund, dass ich es nicht schaffe, weil ich wertlos bin. Wenn ich diesen Gedanken entlarvt habe (1), dann entscheide ich zuerst, dass ich in Zukunft „Ich bin wertvoll“ über mich selbst denken will (2), oder vielleicht auch „Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich gerade bin“ (2). Dann wiederhole ich den Satz, täglich über mindestens 3 Wochen (3). Aus der Sportpsychologie weiß man, dass es ein paar Tausend Wiederholungen braucht, um einen Bewegungsablauf automatisch abrufen zu können. Für giftige Gedanken kann man sich das einfach genauso vorstellen. Wenn man jetzt noch dazu aufschreibt, was dafürspricht, dass man wertvoll ist (4), z.B., weil es Freundin A und B gibt, oder mein Hund sich freut, mich zu sehen, oder die Verkäuferin freundlich gelächelt hat, dann kann man den neuen Gedanken in den Autopilotenzustand (unbewusst/automatisiert) bringen.

Ein Täterintrojekt, wie ich es verstehe und meine, wenn ich in meinem Blog darüber schreibe, ist ein Bündel von Gedanken, das ein intensives Eigenleben führt. Im Grunde wie eine eigene Person (auch Ich-Zustand genannt). Meist sind diese inneren Anteile in ihrer Zeit (Zeitpunkt einer traumatischen Erfahrung) eingefroren. Sie können auf unterschiedliche Weise in Erscheinung treten. Bis dahin, dass sie das Handeln der Person übernehmen wie bei der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS –> Definition und Beschreibung).

Täterintrojekt werden diese Erinnerungs- /Ich-Zustände genannt, weil sie Verhalten und Forderungen eines Täters in unseren Köpfen weiterleben lassen (Introjekt = im Inneren abgebildet = wie eine Kopie des Täters in unserem Kopf). Man kann mit ihnen sprechen. Mit einem giftigen Gedanken kann man nicht sprechen, es ist nur ein einzelner Gedanke. Wie eine Haltung oder eine Erwartung. Ein Täterintrojekt ist komplexer. Mehrere Gedanken, Erwartungen und Haltungen, die täterfreundlich sind oder sich verhalten, um einem Täter zu gefallen, weil das mit weniger Gewalt oder Geschenken oder sonst wie belohnt wird. Sie beschützen die Täter durch ihr Verhalten.

Täterintrojekte behandle ich wie eigenständige Menschen, wie eine Person im Kopf meiner Klienten. Ich rede mit ihnen und versuche herauszufinden, was sie wollen. Manchmal verraten sie es und manchmal zicken sie rum. Wenn Sie rumzicken oder schaden wollen, zum Beispiel durch selbstverletzendes Verhalten, dann ermutige ich die Klientin, sich im Kopf zu wehren. (–>Täterintrojekte, das Recht auf Notwehr)

Damit das klappt, so meine Erfahrung, braucht es äußere Sicherheit. Also Sicherheit für den eigenen Körper. Es braucht eine stabile Beziehung (die Therapeutin), die zur inneren Notwehr ermutigt und Ideen liefert, wie das gehen kann. Die Therapeutin hilft zu erkennen, dass nichts passieren kann, wenn man sich gegen die Stimmen im eigenen Kopf wehrt. Täterintrojekte versuchen, Ihnen Angst zu machen. Lassen Sie das nicht zu! Was auch immer es ist, zum Zeitpunkt der Therapiesitzung ist es vorbei und Sie sind sicher. Davon gehe ich jedenfalls aus, denn sonst wäre die Therapeutin/der Therapeut Täter.

Alles, was in Ihrem Kopf stattfindet, können Sie lernen zu beherrschen. Machen Sie sich bewusst, wer da unterwegs ist und was derjenige von Ihnen will. Bisher habe ich den Eindruck, dass das nur mit einem furchtlosen Gegenüber (Therapeutin) geht, das Sie unterstützt und manchmal vorlebt, wie man sich wehrt.

Das kann ein sehr langer Prozess sein, aber man kann sich auch von hartnäckigen Täterintrojekten befreien. Bisher konnten meine Klienten und ich in meinen Therapien noch jedes Täterintrojekt in die Knie zwingen und rauswerfen.

Auch wenn es ein ziemlicher Kampf sein kann. Ja, ein Kampf. Immer ein innerer und manchmal auch äußerer Kampf, wenn zum Beispiel das Täterintrojekt meint, es muss den Therapieraum verlassen, um die Therapie abzubrechen. Für diese Fälle habe ich mit der Klientin dann VORHER abgesprochen, dass ich es daran hindere, seinen Plan auszuführen, indem ich mich zwischen Tür und Täterintrojekt im Körper der Klientin stelle und so verhindere, dass das Täterintrojekt gehen kann. Gleichzeitig spreche ich wie vereinbart mit der Klientin und sage ihr, dass sie jeder Zeit gehen kann, wenn sie will, aber sie muss es mir selbst sagen. Von Täterintrojekten lasse ich mir nichts sagen 🙂

Wenn die Introjekte durch rituelle Gewalt entstanden sind, dann mögen sie es gar nicht, wenn man laut ein Gebet spricht oder ein Lobpreislied singt und sie dann wegschickt. Aber auch Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ haben sich schon als hilfreich herausgestellt. Manchmal passiert dann so etwas wie im Filmausschnitt am Ende bildlich dargestellt: Die Böse Hexe des Westens (unser Täter) schmilzt (verschwindet aus dem Kopf) nachdem Dorothy versehentlich einen Eimer Wasser über sie kippt (sich gewehrt hat/Notwehr) als Sie ihren Freund Vogelscheuche retten will, den die Hexe in Brand gesteckt hat (Letztendlich retten Sie sich selbst).

Ich hoffe, Sie finden jemanden, der diesen Kampf gegen das Täterintrojekt wieder mit Ihnen aufnimmt und an Ihrer Seite kämpft und Ihnen Mut macht, sich zu wehren. Ich weiß, dass Sie die Macht haben, das Täterintrojekt zu besiegen. Sie können es rauszuwerfen oder innerlich töten, wenn es sein muss. Auch wenn Sie das noch nicht glauben können. Ich bin mir sicher, dass Sie die Kraft dafür haben werden.

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